Gesellschaftswandel
Gesellschaftswandel
Lesben und Schwule verlassen ihre Verstecke und provozieren und zeigen sich.
Lesben und die Frauenbewegung
Am 13. September 1968 begann in Westdeutschland die Neue Frauenbewegung. Initiiert wurde
die Herausbildung der Frauenbewegung durch gezielte Würfe einiger Suppentomaten.
Handlungsort des Geschehens war die 23. Delegiertenkonferenz des SDS (Sozialistischer
Studentenbund Deutschlands) in Frankfurt. Akteurin war die hochschwangere Berliner Delegierte
Sigrid Damm-Rüger. Mit ihrem spektakulären Tomatenwurf erzwang sie einerseits die öffentliche
Diskussion der Rede vom Berliner Aktionsrat zur Befreiung der Frau und demaskierte
andererseits ihre Genossen als patriarchale Machos, die zwar eine herrschaftsfreie Gesellschaft
propagierten, sich zu Hause aber als Paschas aufführten und den Frauen die Kindererziehung
bzw. die Reproduktionsarbeit im umfassenden Sinne einer emotionalen, geistigen und
psycho-sozialen Regeneration überließen.
Als alternative Datierung für die feministische Geburtsstunde kursiert der 6. Juni 1971.
Die radikalpolitische Lesbenbewegung spaltete sich von der Schwulenbewegung ab und
förderte die allgemeine feministische Gesellschaftskritik;
„Lesben Hier und Überall“ – dies proklamierten tausende von Lesben in der Heidelberger Altstadt.
Die Affirmation des Lesbenfrühlings von 1994 kann - m. E. flüchtig verstanden – geographisch
gelesen werden; ebenso kann sie den zeitlichen Aspekt implizieren - ein Jederzeit. Demnach
verkündete „Lesben Hier und Überall“ die uneingeschränkte geographische und chronologische
Präsenz lesbischer Existenz.
„… stolz und mitten in der Gesellschaft …“ (Monika Barz)
Monika Barz war schon früh in der autonomen Frauenbewegung aktiv. Sie setzte sich für die Streichung des § 218 ein, war Mitbegründerin des Autonomen Frauenhauses in Tübingen und des Notrufs für vergewaltigte Frauen Nienburg/Weser. 1985 initiierte sie zusammen mit Herta Leistner die ersten Lesbentagung an der Evangelischen Akademie Bad Boll, die sie bis 1997 jährlich mitverantwortete. 1987 verfassten Monika Barz, Herta Leistner und Ute Wild das Buch „Hättest Du gedacht, daß wir so viele sind. Lesbische Frauen in der Kirche“, eine Initialzündung für Netzwerkbildungen und Sichtbarkeit für den gesamten deutschsprachigen Raum.
Quelle: https://www.lsbttiq-bw.de/zeitzeuginnen-interviews/interview-mit-monika-barz/
29. April 1972 - Deutschlands erste
Schwulen-Demo in Münster
In der Bundesrepublik ist die politisierte Studentenschaft
Keimzelle des schwulen Protests. Auch bei dem
Treffen 1972 in Münster wird der Kampf gegen Ausgrenzung
als Teil des gesamt-politischen Engagements gegen die
bürgerlich-kapitalistischen Strukturen in der BRD propagiert.
"Brüder und Schwestern, ob warm oder nicht, den Kapitalismus
bekämpfen ist unsere Pflicht", schreibt Martin Dannecker
deshalb auf sein Transparent bei der ersten Schwulen-Demo,
die am 29. April mitten in den Münsteraner Einkaufstrubel
platzt. Die Kundgebung der einigen Dutzend, zumeist
männlichen Teilnehmer erregt zwar großes Aufsehen, geht aber
friedlich über die Bühne. Doch trotz der sexuellen Revolution
steht der Bewegung noch ein langer Marsch bis zur
gesellschaftlichen Akzeptanz und offen demonstrierter
"Gay Pride" (schwuler Stolz) bevor. Noch in den 80ern
können Städte mit richterlichem Segen Info-Stände homosexueller
Gruppen wegen angeblicher Jugendgefährdung verbieten.
In den 1970er Jahren strahlte die ARD zum ersten Mal Filme aus, die sich gezielt mit der
Homosexualität auseinandersetzten. Im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks produzierte
Rosa von Praunheim 1970 einen Film mit dem provokanten Titel: Nicht der Homosexuelle
ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt. Nach vielen Rangeleien wurde der Film
erstmals 1972 im 3. Programm des WDR ausgestrahlt.
Diese Produktion machte über Nacht den homosexuellen Filmemacher zur Ikone der gerade
erwachenden Schwulenbewegung.
Bei der Erstausstrahlung des Films im gemeinsamen
ARD-Programm am 15. Januar 1973 schaltete sich der
Bayerische Rundfunk aus und produzierte damit ein
riesiges Medienecho.
In dem Film kommt es auch zum ersten Kuss zwischen
zwei Männern im deutschen Fernsehen.Mit dem Fernseh-
film Die Konsequenz aus dem Jahre 1977 erlebte die ARD
einen weiteren Skandal, da sich bei der Erstausstrahlung
dieses Films der Bayerische Rundfunk erneut aus dem
Sendeverbund ausschaltete und ein Ersatzprogramm sendete.
Video `Die Konsequenz` YouTube (Trailer)
Video `Die Konsequenz` YouTube (mehrere Teile)
Quelle: Die Konsequenz ARD/ YouTube (Foto)
CSD-Premiere in Deutschland
Video `Schwul, lesbisch, trans - CSD kämpft für mehr Vielfalt
Video `Queer und bedroht`
Video `Wie die Pride entstanden ist`
Der Stonewall-Aufstand von 1969 schlug international so hohe Wellen, dass er auch Deutschland nicht unberührt ließ. Die Schwulen- und Lesbenszene begann sich hierzulande gerade neu zu organisieren, nachdem der Paragraf 175 entschieden gelockert worden war.
Homosexuelle Beziehungen unter Erwachsenen wurden von nun an nicht mehr bestraft. Der Widerstand in Greenwich Village motivierte die Szene weiter, für ein freies Leben zu kämpfen.
Drei Jahre nach der Stonewall-Razzia trauten sich zum ersten Mal auch deutsche Männer und Frauen auf die Straße, um für die Rechte der Homosexuellen zu demonstrieren: nämlich in Münster, wo im April 1972 die erste Schwulen-Demonstration der deutschen Geschichte durch die Straßen zog.
Auch in Berlin und Bremen gab es in den folgenden Jahren ähnliche Aktionen. In Berlin waren es schätzungsweise 400 Teilnehmer, die 1979 aus Angst vor der gesellschaftlichen Ächtung teilweise vermummt auf die Straße gingen. "Gay Pride", also "Stolz aufs Schwulsein", war das Motto des Fußmarsches, der von den Leitsprüchen "Schwule raus aus Euren Löchern, alleine werdet Ihr verknöchern" und "Lesben erhebt Euch und die Welt erlebt Euch" begleitet wurde.
Quelle: Planet Wissen/ ARD`
https://www.youtube.com/watch?v=ZC83nBbuyf4
https://www.youtube.com/watch?v=W9_0DGpTSPA
https://www.youtube.com/watch?v=pipc0By4jFA
Die Geschichte der zwischenfraulichen Homosexualitäten in der Bundesrepublik verlief nach 1970 weitgehend in anderen Bahnen als jene der Schwulenbewegung. Zwar arbeiteten einige Lesben Anfang der 1970er Jahre mit schwulen Gruppen zusammen, beispielsweise in der Frauengruppe bei der Homosexuellen Aktion Westberlin (HAW), die 1972 das erste Lesbenpfingsttreffen organisierte und damit eine wichtige Veranstaltungsreihe begründete. Allerdings kam es Mitte der 1970er Jahre zum Bruch zwischen den Männern und den Frauen der HAW, woraufhin letztere ihre Arbeit als Lesbisches Aktionszentrum (LAZ) fortsetzten.
Diese Bezeichnung verweist darauf, dass frauenliebende Frauen in den 1970er Jahren mit den Lebensweisen und dem Sich-Verbergen der 1950er und 1960er Jahre brachen. Den entscheidenden Kontext, innerhalb dessen sie neue Modi der Intimität zwischen Frauen und alternative Organisationsformen entwickelten, bildete die zweite Frauenbewegung. 1972 initiierten lesbische Teilnehmerinnen am Frankfurter Weiberrat eine Debatte über die Diskriminierung homosexueller Frauen. In den folgenden Jahren entstanden Zeitschriften wie die "ukz - unsere kleine Zeitung" oder die "Lesbenpresse". Zudem kam es in mehreren Städten zur Gründung lesbisch-feministischer Gruppen.[19] Diese organisierten neben zahlreichen Frauenfesten Mitte der 1970er Jahre auch öffentlichkeitswirksame Protestaktionen gegen eine diffamierende Artikelserie über "Das Verbrechen der lesbischen Frauen", mit welcher die "Bild"-Zeitung die Mordanklage gegen Marion Ihns und Judy Andersen, den sogenannten "Hexenprozess von Itzehoe", begleitete.
Feministische Räume wie Frauenbuchläden und Frauenhäuser boten lesbischen Frauen in den 1970er und frühen 1980er Jahren die Möglichkeit, sich zu vernetzen und auf ihre Belange und ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Dabei verwies das Wort "lesbisch" im feministischen Kontext nicht nur auf die Liebe zwischen Frauen, sondern als politisierte Geschlechtsidentität auch auf das Streben nach einem frauenbezogenen Leben in Unabhängigkeit von der männlich dominierten Gesellschaft.
Über diesen Punkt entspann sich in den 1980er Jahren eine Auseinandersetzung, die eine allmähliche und partielle Loslösung der Lesben- von der Frauenbewegung zur Folge hatte. In diesem Disput warfen die Lesben den Feministinnen vor, die sexuelle Dimension zwischenfraulicher Beziehungen zu verdrängen und die besonderen Bedürfnisse homosexueller Frauen zu marginalisieren. Umgekehrt wurde die Lesbenbewegung beschuldigt, den feministischen Impetus zu vernachlässigen und einem Verständnis des Lesbisch-Seins als entpolitisiertem Lebensstil das Wort zu reden.
Quelle: https://www.bpb.de/gesellschaft/gender/homosexualitaet/38831/eine-regenbogen-geschichte?p=all
Planet-Wissen/ ARD
Lesbische Mütter in der BRD
Lesbische Mütter in der BRD„Die Angst war sehr verbreitet“
Lesbische Frauen mussten in der BRD lange fürchten, ihre Kinder zu verlieren, wenn sie offen homosexuell lebten. Kein Sorgerecht, kein Unterhalt waren die Folgen, wie eine aktuelle Studie belegt. „Wir müssen davon ausgehen, dass Tausende betroffen waren“, sagte die Historikerin Kirsten Plötz im Dlf.
Hier weiterlesen
Zum Nachhören
Lesbische Frauen mussten in der BRD lange fürchten, ihre Kinder zu verlieren, wenn sie offen homosexuell lebten. Kein Sorgerecht, kein Unterhalt waren die Folgen, wie eine aktuelle Studie belegt. „Wir müssen davon ausgehen, dass Tausende betroffen waren“, sagte die Historikerin Kirsten Plötz im Dlf.
Quelle:
https://www.gwi-boell.de/de/2011/08/17/lesben-geschichte-frauen-bewegung
Fesparis.org
Emma
moviepilot
https://www.begine.de
https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag6602.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualit%C3%A4t_im_Fernsehen
(Fotos und Texte)
https://www.deutschlandfunk.de/lesbische-muetter-in-der-brd-die-angst-war-sehr-verbreitet.691.de.html?dram:article_id=490823