1920 er

Die angeblich so goldenen 20er Jahre

Die Goldenen Zwanziger Jahre stehen für den wirtschaftlichen Aufschwung der weltweiten Konjunktur und bezeichnet die Blütezeit der deutschen Kunst, Kultur und Wissenschaft. 
In den zwanziger Jahren war Berlin der erste Sehnsuchtsort für Lesben und Schwule weltweit. Christopher Isherwood und Claire Waldoff wurden zu Ikonen. 

Der Freundschaftsbund Stuttgart 1920 schloss sich der homosexuelle Verein „Freundschaftsbund Stuttgart“ unter seinem Vorsitzenden Eugen Joseph, dem reichsweiten „Deutschen Freundschaftsverband“ an. In diesem Verband hatten sich vier Berliner und fünf weitere örtliche Gruppen aus Hamburg, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt und Hannover zusammengeschlossen. Sein Ziel: Volle Anerkennung der Homosexuellen in der Gesellschaft.

Anzeigen und Veranstaltungshinweise von Lokalen, die in einer der Homosexuellen-Zeitschriften erschienen sind, reichten, um schwulen Männern zu zeigen, wo sie willkommen waren und sich ohne Angst vor Diskriminierung mit Gleichgesinnten treffen konnten. Beispielsweise wurde in der Zeitschrift “Freundschaft” 1921 für ein neues Lokal in Mannheim geworben und in der Zeitschrift “Das Freundschaftsblatt” im Januar 1933 für den Treffpunkt im Cafe/Weinstube Lachenmaier in Stuttgart (damalige Kasernenstr. 1).

Stuttgarter-Erklärung von 1922

Stuttgarter für die Entkriminalisierung der Homosexualität: Der Arzt Magnus Hirschfeld und das von ihm (mit-)gegründete „Wissenschaftlich-humanitäre Komitee“ starteten 1897 eine Petition gegen den Paragraphen 175, welcher mann-männliche Sexualität unter Strafe stellte. Der Arzt Magnus Hirschfeld und das von ihm (mit-)gegründete „Wissenschaftlich-humanitäre Komitee“ starteten 1897 eine Petition gegen den Paragraphen 175, welcher mann-männliche Sexualität unter Strafe stellte. Erst 25 Jahre später, im März 1922, wurde sie dem Reichstag vorgelegt. International war diese Unterschriftensammlung im Jahre 1899 durch eine Rede von August Bebel, dem Vorsitzenden der Sozialdemokraten, vor dem Reichstag, bekannt geworden. Nach dem Ersten Weltkrieg sorgte ein gemeinsamer „Aktionsausschuss“ aus allen relevanten Homosexuellenorganisationen einschließlich dem Deutschen Freundschaftsbund für eine weitere Verbreitung in vielen Städten Deutschlands, auch in Stuttgart.

Ein vom Reichstag eingesetzter Ausschuss für eine Strafrechtsreform sprach sich am 16. Oktober 1929 für eine Legalisierung von privaten einverständlichen homosexuellen Handlungen zwischen Erwachsenen aus. Infolge der Börsenkrise im November 1929 kam es jedoch im Reichstag zu keiner Behandlung und Abstimmung über die Strafrechtsreform. 

Karl Heinrich Ulrichs

Karl-Heinrich Ulrichs war ein Vorkämpfer der homosexuellen Emanzipation. Der am 28. August 1825 auf Gut Westerfeld bei Aurich (Ostfriesland) geborene Ulrichs studierte Jura an den Universitäten Göttingen und Berlin. Er trat in den Staatsdienst ein und war u.a. Amtsauditor (Referendar) in Achim bei Bremen, Amtsassessor in Syke und Bremervörde sowie Hilfsrichter beim Obergericht Hildesheim. Wegen seiner Homosexualität wurde er denunziert und erhielt 1858 ein Berufsverbot. Anschließend schlug er sich als Journalist, Privatsekretär und Fremdsprachenlehrer durch. 1864 veröffentlichte er die erste von insgesamt zwölf Schriften unter dem Titel "Forschungen über das Rätsel der mannmännlichen Liebe", die in einigen deutschen Staaten verboten wurden. Am 14. Juli 1895 starb Ulrichs in Aquila in den Abruzzen, wo sich auch sein Grab befindet.

Von 1870 bis 1880 lebte Ulrichs in Stuttgart, zuerst in der Lindenstraße 10 (heute Kienestraße), dann seit 1872 in der Silberburgstraße 102. In seinen in Stuttgart verfas sten Schriften nannte er die gleichgeschlechtliche Liebe "Uranismus". Er ging von einer natürlich, nicht krankhaften Veranlagung aus und forderte die Straflosigkeit homosexueller Handlungen. Im Jahr 1867 trug er diese Forderung erstmals auf dem deutschen Juristentag in München vor und erntete dafür Tumulte und Empörung.

Quelle: https://www.stuttgart.de/chancengleichheit/karl-heinrich-ulrichs-platz
Hintergrund

Karl Heinrich Ulrichs

Heute erinnert ein Platz in Stuttgart-Süd an Karl Heinrich Ulrichs. Der Platz wurde am 14. Juli 2015 aus Anlass seines 120. Todestages feierlich benannt.




Quelle: https://www.der-liebe-wegen.org/ die_20er_aufbruch/#kapitel1 Schwulst - Sonderausgabe 2010 (Texte und Fotos)
Quelle: (Foto Ulrichs) www.queer.de
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